Optisch ist der „Vierer“ ein typischer Polestar – mit einem markanten Unterschied: Das Elektro-SUV hat keine Heckscheibe!
Display statt Scheibe
Zum ersten Mal verzichtet ein Serienfahrzeug dieser Klasse vollständig auf eine Heckscheibe. Stattdessen kommt ein digitales Kamerasystem zum Einsatz, das das Bild hinter dem Fahrzeug auf einem Display im Innenspiegel zeigt. Zu den Vor- und Nachteilen des Systems später mehr.

Kleiner großer Bruder
Der Polestar 4 reiht sich zwischen seinen Geschwistern ein, vereint Designelemente aus Polestar 1, 2 und 3. Trotz der aufsteigenden Nummerierung ist er jedoch kleiner als der Polestar 3 und versteht sich eher als SUV-Coupé mit sportlichem Auftritt denn als klassisches SUV.

Familienfoto: Polestar 2, 3 und 4 (von rechts nach links)
Mehr Coupé als SUV
Mit einer Länge von 4,84 Metern, einer Höhe von nur 1,54 Metern und einem coupéhaften Dachverlauf wirkt er deutlich gestreckter und eleganter. Die Bodenfreiheit von rund 16 Zentimetern lässt die SUV-Bezeichnung allerdings etwas wackelig erscheinen.

Interieur zum Wohlfühlen
Innen überzeugt das Fahrzeug mit einem hochwertigen Materialmix, einem aufgeräumten Android-Automotive-System, einem großzügigen Raumangebot und einem sehr bequemen Sitzkomfort – vorne wie hinten.




Der Innenraum bietet viel Platz und Komfort.
Den Fahrer bzw. die Fahrerin erwartet ein übersichtlicher Arbeitsplatz.
In der hohen Mittelkonsole verbergen sich u. a. Cupholder, eine induktive Ladeschale und zwei USB-C-Anschlüsse.
Über das Touchpad lassen sich im Fond Sitzposition, Sitzheizung, Beleuchtung und die Multimediadienste steuern.
Mehr Platz im Fond und im Kofferraum
Der Verzicht auf die Heckscheibe hat vor allem einen Grund: Platz. Indem Polestar den gesamten hinteren Aufbau geschlossener gestalten konnte, steigt nicht nur das subjektive Raumgefühl im Fond, auch der Kofferraum profitiert. Mit 526 Litern Ladevolumen – erweiterbar auf über 1.500 Liter – zählt der Polestar 4 zu den Raumwundern seiner Klasse. Die Rücksitze bieten durch den veränderten Aufbau eine besonders komfortable Position, unterstützt von elektrisch verstellbaren Lehnen und einer hochwertigen Verarbeitung.
Der digitale Innenspiegel – die Vorteile
Der digitale Innenspiegel ist dabei das zentrale Element dieser Neugestaltung. Über eine Kamera, die das Bild in Echtzeit überträgt, kann der Fahrer den rückwärtigen Verkehr beobachten. Praktisch ist: Bei Regen oder Dunkelheit liefert die Kamera oft ein besseres Bild als ein klassischer Spiegel. Auch das Sichtfeld ist durch die tief angebrachte Kamera oft breiter als bei konventionellen Rückscheiben.

Der digitale Innenspiegel – die Nachteile
Das Auge muss sich an den neuen Schärfepunkt gewöhnen – anders als bei einem herkömmlichen Spiegel blickt man hier nicht auf eine Reflexion in der Ferne, sondern auf ein Display in Armaturenbrettnähe. Das kann im Alltag irritieren. Zudem lässt sich die Bildtiefe schlechter einschätzen, was besonders beim Einparken auffällt. Zwar lässt sich das Bild leicht verstellen und auf einen normalen Spiegelblick zurückstellen, die Auflösung bleibt jedoch mäßig – hier hätte Polestar ein hochwertigeres System wählen können.

Leistung und Reichweite überzeugen
Fahrdynamisch überzeugt der Polestar 4. In der getesteten Heckantriebsversion mit 200 kW (272 PS) liegt er satt auf der Straße und bietet dank One-Pedal-Driving ein komfortables und effizientes Fahrerlebnis. Die Allradvariante liefert bis zu 400 kW. Mit einem 100 kWh großen Akku (94 kWh netto) und einer Ladeleistung von bis zu 200 kW (DC) ist der Stromer langstreckentauglich. Eine Ladung von 10 auf 80 Prozent gelingt in rund 30 Minuten. Die Reichweite liegt im Alltag realistisch bei 475 Kilometern, im Stadtverkehr sind sogar Verbrauchswerte von 16 bis 17 kWh/100 km möglich.

Fahrkomfort, Ladeleistung und Reichweite sind alltags- und langstreckentauglich.
Noch Luft nach oben bei den Assistenzsystemen
Ein Kritikpunkt bleibt allerdings das Bedienkonzept der Fahrerassistenzsysteme. Die Touchflächen am Lenkrad reagieren teils träge oder ungenau, was besonders bei Tempomat und Spurführung zu Problemen führt. Spurhaltefunktionen schalten sich mitunter ab und aktivieren sich nicht automatisch wieder – ein klarer Rückschritt gegenüber anderen Premium-Systemen.

Unser Fazit
Der Polestar 4 ist ein innovatives, elegantes und durchdachtes Elektrofahrzeug mit einem mutigen Konzept. Der digitale Innenspiegel ist dabei nicht nur ein technisches Gimmick, sondern ein Schlüsselelement der gesamten Fahrzeugarchitektur. Wer sich darauf einlässt, bekommt ein modernes Fahrzeug mit überzeugendem Raumangebot, gutem Fahrkomfort und effizienter Technik – und einen Rückspiegel, der vielleicht mehr kann, als man denkt.



